Zum Inhalt springen

Dezember 2012

1. SCHILDKRÖTENWUT im Wettbewerb in Dubai
2. GATE #5 in München
3. Veranstaltungen
4. DVD des Monats – LEAVING BAGHDAD
-------------------------------


1. SCHILDKRÖTENWUT IM WETTBEWERB IN DUBAI
Wir freuen uns sehr, dass Pary el-Qalqilis bereits mehrfach ausgezeichneter Dokumentarfilm Pary el-Qalqili’s seine arabische Premiere in der kommenden Woche im Wettbewerb für arabische Dokumentarfilme beim Dubai International Film Festival feiern wird.

Inhalt
Als ich zwölf war, ging mein Vater nach Palästina zurück. Ohne uns. Wir blieben in Berlin. Sein Traum, sich ein Haus zu bauen und für die Freiheit Palästinas zu kämpfen, scheiterte: Er wurde von den Israelis ausgewiesen. Da stand er wieder vor unserer Tür. Müde Augen. Müde Knochen. Meine Mutter schaute ihn an, sagte nichts und ließ ihn rein.
Seitdem mein Vater aus Palästina zurück ist, sitzt er unten im Keller. Wie eine Schildkröte zurückgezogen in seinen Panzer. Meine Mutter wohnt oben. Sie streiten nicht mehr, sie gehen sich aus dem Weg. In unserem Haus herrscht Stille. Durchbrochen nur von den knarzenden Schritte meiner Mutter auf der Treppe. Dem Surren des Fernsehers im Keller. Und meinen Fragen an meinen Vater.
Schildkrötenwut erzählt die Geschichte eines Mannes mit vielen Rätseln, dessen Leben geprägt ist von Flucht und Vertreibung, dem Leben im Exil und der gescheiterten Rückkehr nach Palästina. Eine Biographie, die vom israelisch-palästinensischen Konflikt zerrissen ist. Und die Suche einer Tochter nach Antworten - Antworten, die er oft nicht geben kann.
Eine Reise von Vater und Tochter durch  Ägypten, Palästina und Jordanien. Streit am Flughafen. Singen mit den Taxifahrern. Einsame Nächte in Hotels. Verhandlungen an verlassenen Tankstellen. Bier trinken in der Naqab-Wüste. Eine Geschichte mit vielen Zwischentönen, die ein Denken in Opfer und Täter, Gut und Böse, Schwarz und Weiß unmöglich macht.
Deutschland 2012, 70 min, digital, deutsch/arabisch mU
mehr: www.mecfilm.de/de/content/kino-katalog/schildkroetenwut/index.html
----------------------------

2. GATE #5 IN MÜNCHEN
Simon El Habre’s zweiter abendfüllender Dokumentarfilm GATE #5 (Libanon 2011)läuft heute und morgen jeweils um 20.30 im Werkstattkino in München. Wie bereits sein Erstling, THE ONE MAN VILLAGE, versteht sich auch GATE #5 als Beitrag, eine Geschichtsschreibung für das vom Bürgerkrieg zerrüttete zu versuchen. Bisher findet die Historiographie dieses Krieges ausschließlich innerhalb der verfeindeten Konfessionen statt.

Man muss die Filme von Simon El Habre immer wieder sehen, nicht um dem libanesischen Kino zu helfen, wie häufig gesagt wird, sondern um uns selbst zu helfen. Um uns verstehen zu helfen, dass das die wahre Noblesse ist. Die der kleinen Leute, der Bescheidenen, der Unsichtbaren. Der alltägliche Heroismus ist der von Menschen, die zu lange geschwiegen haben. (Libannews)
Inhalt
Sie waren jung, liebten das Abendteuer und hatten Wahlmöglichkeiten. In den 1960er und 70er Jahren verließen Tausende junger Libanesen ihre Dörfer und suchten nach einem neuen Leben in der Stadt – wie zahlreiche Gleichgesinnte weltweit. Der Hafen von Beirut, wirtschaftliche Ader und zentraler Bezirk der Metropole, bot Arbeit für Lastwagenfahrer – ein Job der Männlichkeit unterstrich und zum Lebensstil wurde. Mit ihrem Einkommen konnten die jungen Männer am pulsierenden urbanen Leben teilnehmen, sich am stets geschäftigen Burj Square mit seinen zahlreichen Kinos und Restaurants vergnügen und Familien gründen.
In den Jahren des Bürgerkriegens (1975-90) wurden die Fahrer gebraucht, um die Versorgung mit Lebensmitteln, Waren und manchmal Waffen zwischen den verschiedenen Sektoren des Landes aufrecht zu erhalten. Manche waren bescheiden, andere heroisch und alle waren voller Abenteuerlust und fühlten sich frei.
Nach Kriegsende wurde der Burj Square, das Stadtzentrum, zerstört, privatisiert und für die Wohlhabenden wieder aufgebaut. Die libanesische Ökonomie wurde neu organisiert, also globalisiert. Heute zahlt man in den schicken Restaurants im neuen Stadtzentrum in Dollar und manchmal in Euro. Die Welt der Lastwagenfahrer schrumpfte auf den Hafen zusammen, wo sie ihr Können jetzt als Tagelöhner anbieten. Aber meist schlagen sie ihre Zeit tot und reisen in die Erinnerung. Einer von ihnen, Najm El Habre, ist zu krank dazu. Er fand einen anderen Weg weiter zu machen.
Simon El Habre, Libanon/UAE 2011, 83 min, HDCAM, Arabisch mit deutschen UT
mehr www.mecfilm.de/de/content/kino-katalog/gate_5/index.html
---------------------------

3. VERANSTALTUNGEN
An drei Abenden veranstaltet(e) der DGB in Braunschweig mit Unterstützung des Universum Filmtheaters, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen und dem Friedenszentrum Braunschweig Vorträge mit Irit Neidhardt (mec film) zum Nahostkonflikt und den Umbrüchen in der arabischen Welt.
21.11.2012 Das Bild des israelisch-palästinensischen Konflikts, Vortrag mit Filmbeispielen in Universum Filmtheater
28.11.2012 Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts aus Perspektive des Nahen Ostens, Vortrag mit Workshop-Charakter im DGB Haus
5.12.2012 Filme als Seismographen der Revolte? Vortrag mit Filmbeispielen im Universum Filmtheater
----------------------------

4. DVD DES MONATS – LEAVNG BAGHDAD
Inhalt
Bagdad in den frühen 2000ern: Sadik, ein persönlicher Kameramann Saddam Husseins flieht aus dem Irak. In der Hoffnung, bei seiner früheren Frau in London unterkommen zu können, durchquert er mehrere Länder, wird von einem Schlepper dem nächsten übergeben. Das Verschwinden seines Sohnes, der die väterliche Begeisterung für den Präsidenten nicht teilte, und Szenen, die er im Zuge seiner Arbeit filmte verfolgen in gleichermaßen, während er versucht den omnipräsenten und zermürbenden Schatten des Regimes zu entkommen.  
Als Filmmaterial, das der fiktionale Sadik gedreht hat, benutzt Koutaiba Al-Janabi echte Bänder aus den nun zugänglichen Archiven Saddam Husseins, die er in seine ruhige und dokumentarisch anmutende Fiktion einwebt.

Koutaiba Al-Janabi, Irak/UAE/UK 2010, 85 min, Arabisch/Ungarisch/Englisch
Untertitel: Englisch
PAL, kein Ländercode

Themengebiete
Irak, Saddam Hussein, politische Gewalt, Täterschaft, Mittäterschaft, Film, Propaganda, Exil

Auszeichnungen
Gulf Film Festival Dubai: Erster Preis
British Independent Film Awards: Gewinner des Raindance Award
Monaco Charity Festival: Spezialpreis der Jury

Homevideo 20,- €
Ö-Rechte 100,- €
V+Ö-Rechte 150,- €
zzgl. Versandkosten
Stream 1,90 € bei unseren Partnern realeyz.tv www.realeyz.tv/de/leaving-baghdad.html
Institutionen wenden sich bitte an info @ mecfilm . de
-----

Nach oben